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Naturgärten für Tiere bepflanzen

Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft und die nahezu flächendeckende kommerzielle Nutzung der Landschaft bleiben kaum noch natürliche Freiflächen. Hinzu kommt die massive Überdüngung in der Landwirtschaft. Und das was uns grün und naturnah erscheint, ist oft nicht mehr als eine grüne Wüste. Feldhecken, Moore, Feuchtgebiete oder sogenannte Magerwiesen, Lebensraum für zahllose Blühpflanzen, Insekten und damit auch Vögel gibt es in unserer Landschaft kaum noch. Kein Wunder also, dass es mit der schwindenden Pflanzenvielfalt auch immer weniger Tiere gibt.

So sind heute die Städte meist artenreicher als die sie umgebende Landschaft. Denn trotz immer dichterer Bebauung und der Zerstörung ungenutzter aber artenreicher Brachflächen durch die massiv zunehmende „Nachverdichtung“ ist die Wahrscheinlichkeit einen Vogel oder einen Schmetterling zu sehen in der Stadt deutlich größer als auf dem Feldweg zwischen zwei „toten“ Maisäckern. Doch auch in der Stadt wird es immer lebensfeindlicher. Mit jedem alten Haus das abgerissen und durch einen sterilen Neubau ersetzt wird und mit jedem überbauten oder „modern“ gestaltetem Garten schwindet der Lebensraum.

Zeit für eine Gegenbewegung. Zeit für eine Naturgartenbewegung.

Auch auf der kleinsten Fläche – selbst auf einem Balkon – können wir Wildtieren Nahrung und Heimat bieten und grüne blühende Oasen für die Natur schaffen. Und das kann wirklich etwas verändern. Zusammengenommen sind die Hausgärten und Schrebergärten in Deutschland schließlich vier mal so groß wie alle unsere Nationalparks zusammen.
Und auch wer keinen eigenen Garten hat kann mithelfen. Wir alle haben Verwandte und Freunde die einen Garten oder Balkon haben. Lasst uns ihnen Mut machen und aufzeigen, dass ein Garten natürlich und voller Leben so viel schöner als ein „Psychopathenrasen“ mit ein paar „Krüppelkoniferen“ oder eine Schotterwüste sein kann.

Weitere Informationen:

Naturgarten für Einsteiger vom Naturgarten e.V.
Finde Naturgärtner:innen und Gruppen in Deiner Region beim Naturgarten e.V. www.naturgarten.org
PDF-Download Naturgartenhandbuch von Tausende Gärten
Tipps für einen vogelfreundlichen Garten des NABU
Hortus Netzwerk zum Konzept eines Drei-Zonen-Gartens

Videos:

Naturgarten e.V. – Faszination Naturgarten
Ein Garten für Wildbienen – Ein Vortrag der NABU Umweltbildungsstätte Rolfscher Hof
Naturgärten – Lebensraum für bedrohte Tiere: Das Artenschutztrio
Zahlreiche Videos auch zu einzelnen Arten findet ihr im youtube Kanal von Markus Burkhard
Vortrag von Markus Gastl: Der drei Zonen Garten, ein Insektenparadies

Literatur:

Ulrike Aufderheide
Tiere pflanzen
ISBN: 978-3-89566-388-8
176 Seiten / 19,90 Euro
Reinhard Witt
Natur für jeden Garten
ISBN: 978-3-00-041361-2
432 Seiten / 24,95 Euro
Peter Berthold
Unsere Vögel
ISBN: 978-3-548-37769-8
336 Seiten / 15,00 Euro

Strukturvielfalt schafft Artenvielfalt

Auch kleine Gärten können viele unterschiedliche Strukturen enthalten, das schafft vielfältige Lebensräume und Nischen und lässt den Garten nie langweilig werden.
Integriere mehrere Biotopelemente in Deinen Garten wie z.B. Wildsträucher, Wasserstellen, Reisig- und Totholzstapel, Steinhaufen und Trockenmauern, magere Blumenwiesen oder bewusst freigehaltene Sandflächen für im Boden brütende Insekten.

Pflanzen für Tiere

Unsere heimischen Tiere und Pflanzen haben sich über Jahrtausende in Co-Evolution entwickelt. So gibt es zahllose Tierarten die auf ganz bestimmte Pflanzen als Futter angewiesen sind und umgekehrt natürlich auch Pflanzen die z.B. nur von bestimmten Tieren bestäubt oder verbreitet werden.
Mit etwas Planung kann man so beim pflanzen bestimmter Arten im Garten schon voraussehen, welche Tiere sich in Kürze ebenfalls einstellen werden. Das funktioniert natürlich nur dort, wo die entsprechende Art in der Gegend überhaupt noch vorkommt. Aber es gibt auch einige Pflanzen die noch mit großer Sicherheit ihr passendes Gegenüber anlocken werden. Einige solcher Pflanze – Tier Beziehungen für den Naturgarten findet ihr hier oder im Buch „Tiere pflanzen“ (s. Literaturliste oben).

Biodiversitätselemente im Naturgarten

Ganzjahresfütterung für Wildvögel

Klar ist, dass wir in unseren Städten und Gärten immer nur einige Vogelarten erreichen und es vorallem die Tiere in Feld und Flur sind, deren Bestände gerade besonders dramatisch zusammenbrechen. Eine biologische Landwirtschaft und eine strukturreichere Kulturlandschaft mit u.a. neuen Feuchtgebieten, Feldhecken und extensiver Freilandhaltung von Tieren sind die wichtigsten Maßnahmen um wieder für mehr Nahrung für die bedrohtesten Arten zu sorgen.
Aber struktur- und artenreiche Naturgärten bieten vielen heimischen Insekten und damit auch anderen Tierarten wie Vögeln oder Fledermäusen Nahrung und Heimat – und das mit etwas Planung sogar über das ganze Jahr.
Beerentragende Wildsträucher und liegen gebliebenes Fallobst bieten Futter für Vogelarten wie Amseln, Rotdrosseln oder Wachholderdrosseln. Verblühte Stauden, Totholz- und Laubhaufen, Wildsträucherhecken und Gehölze bieten auch über den Winter Schutz und Heimat für zahllose Kleinsttiere, die wiederum Nahrung für Insektenfresser wie Schwanzmeisen, Wintergoldhähnchen, Rotkehlchen oder den winzigen Zaunkönig sind.

Eine zusätzliche ganzjährige Zufütterung von Vögeln im Garten ist eine – wenn auch nicht unumstrittene – Möglichkeit auch weniger bedrohte aber doch in ihrem Bestand massiv zurückgegangene Vogelarten zu unterstützen und Vögel ganz nah im Garten oder auf dem Balkon beobachten zu können. Und keine Angst, die Vögel werden dadurch nicht abhängig und verlernen auch nicht ihr natürliches Verhalten, sondern nutzen die menschliche Hilfe nur dann, wenn es schwer ist natürliches Futter zu finden.
Mehr Informationen zum Pro und Contra Ganzjahresfütterung findet ihr z.B. beim NABU oder in diesem Artikel von riffreporter. Ein Plädoyer und viele Tipps für die ganzjährige Fütterung im Buch „Vögel füttern aber richtig“ des Vogelkundlers Prof. Peter Berthold oder beim Artenschutztrio.

Gärten für Kinder

Biene, Hummel & Co.

Rasen oder (Mager-)Wiese?

Finger weg

„Unordnung“ zulassen

Wie aufgeräumt muss ein Garten sein? Klar ist: die Natur ist höchst geordnet und jedes Element hat immer eine Bedeutung für das große Ganze. Das komplexe Zusammenspiel der verschiedensten Pflanzen und Tierarten sorgt dafür, dass sich in der Natur keine einzelne Art zu stark ausbreitet und für fest jedes Element einen ausgleichenden Gegenspieler gibt.
Ein Naturgarten läßt diese Vielfalt und die natürlichen Lebenskreisläufe, zu denen neben dem Wachstum immer auch das Vergehen und Verrotten gehört, bewußt zu. Um einen Ausgleich zum menschlichen Odnungsbedürfnis zu schaffen, bietet es sich an diese Prozeße mit zu gestalten und auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren. Sei es ein Totholzhaufen an einem geschützen Platz, das Ausbringen von zusammengerechtem Laub auf Beeten oder als Laubhaufen statt es in der braunen Tonne zu entsorgen oder das Stehenlassen von ausgeblühten Stauden bis ins folgende Frühjahr um die darin nistenden Insekten zu schützen. Gerade die im Winter klar zu sehenden Formen der alten Blütenstände sind doch viel schöner als ein leergeräumtes Beet. Aber auch ganzjährig gibt es viel Möglichkeiten „Unordnung“ mit einzuplanen, vom obligatorischen Komposthaufen bis zum abgestorbenen Baum, der als überrankter Stamm weiterhin Heimat und Nahrung für Pilze, Insekten, Spechte und viele andere bietet.

Stubentiger auf Freigang

In Deutschland gibt es etwa 13 Mio. Hauskatzen, von denen ein großer Teil als Freigänger oder sogar ganz verwildert lebt. Die zumeist gut genährten und fitten Hauskatzen jagen anders – oft aus reinem Spieltrieb – als ein natürlicher Beutegreifer der sich stets überlegen muss, ob die Beute den Energieeinsatz der Jagd überhaupt wert ist. Das bedeutet viel Streß für Vögel die sich allein durch die Anwesenheit einer Katze in ihrem Revier kaum auf andere überlebenswichtige Tätigkeiten wie die Nahrungssuche oder die Versorgung ihres Nachwuchses konzentrieren können. Neben Vögeln erbeuten Hauskatzen aber auch zahlreiche andere Kleintiere wie Mäuse, Amphibien oder Schmetterlinge.

Katzenhalter:innen sind in der Regel generelle Tierfreunde die sich auch an anderen Tieren wie Vögeln im Garten erfreuen. Damit die eigene Katze nicht mit einem erbeuteten Tier nach Hause kommt gibt es einige Dinge zu beachten:

– Katzen die sich auch im Freien aufhalten, sollten auf jeden Fall kastriert sein.
– Vorallem während der Brutzeit von Mitte April bis Mitte Juli, besser bis Mitte August, sollten Katzen morgens im Haus bleiben!
– Halsbänder mit Glöckchen bieten einen gewißen Schutz für manche Vögel. Jungvögel, Amphibien und viele andere Beutetiere schützt die Glocke leider nicht.
– Spielen Sie viel mit Ihrer Katze, sodass ihr Spiel- und Jagdtrieb bis zu einem gewissen Grad befriedigt ist.
– Wer in die Ferien fährt, sollte seine Katze von Nachbarn oder in einer Tierpension betreuen lassen.
– Denn generell gilt: ungehinderter Freigang sollte vermieden werden.

Aber auch Naturgartenbesiter:innen können etwas tun um Katzen die Jagd in ihrem Garten zu erschweren. Dornige Büsche bieten Vögeln eine Versteckmöglichkeit in die Katzen sich nicht hineinwagen und Vogeltränken oder Fütterungsstellen sollten so angeordnet werden, dass Katzen in unmittelbarer Nähe keine Versteckmöglichkeiten finden.